Öffnet dem Leser auf eine schonungslos ehrliche Weise die Augen
Werbung | Christin Thomas | Nation Alpha | Verlag: Zeilengold | 09.04.2018 | 252 Seiten | TB: 12,99€, eBook: 3,99€ | Amazon** | Rezensionsexemplar*
Eine Dystopie, in der die Gesellschaft in zwei Gruppen geteilt ist – während die Alphas die Königsrasse darstellen, besitzen die Omegas keinerlei Rechte, keine Namen und kein Leben. Sie werden als Sklaven und damit wie Ware gehandelt. Die Protagonistin ist eine Omega, die die Hoffnung nicht aufgibt und an eine bessere Zukunft glaubt…
Ich bin ein Mensch – so lautet die erste Kapitelüberschrift, die mich mit den ersten Sätzen direkt in den Bann gezogen hat. Die Geschichte wurde aus der Perspektive einer Omega erzählt. Eine Omega, die als Sklavin verkauft wurde, keine Rechte und kein Leben besaß, einen Namen schon gar nicht.
Meine dunkle Haut schimmert im Licht der Sonne. Ich begutachte den Grund für all mein Leid und finde doch nichts Verwerfliches daran.
Durch den angenehmen Schreibstil schaffte es die Autorin mich von der ersten Seite an mitzureißen. Ich merkte schnell, dass ich mich unbewusst direkt auf die Seite von der Protagonistin schlug, mich gedanklich an ihre Seite stelle, ihr meine Hand auf die Schulter legte, um ihr mein Mitgefühl zu bekunden. Nicht, dass sie bemitleidenswert war. Sie war unglaublich mutig, im Anbetracht der Tatsache, dass ihr das Sprechen und auch ein kleiner Blick nach oben verboten wurde, stets sollte sie den Kopf geneigt tragen und zum Boden schauen. Die Alphas hingegen genossen alle Privilegien der grotesken Gesellschaftsform, die punktuell an 1933 erinnerte. Alle Grausamkeiten, die den Omegas zugefügt wurden, wurden mit ihrer minderen Rasse begründet. Es war also völlig normal, sie zu versklaven, ihnen körperliches wie seelisches Leid zuzufügen, sie wie Ware zu handeln, sie zu ignorieren, ihnen menschenunwürdige Aufgaben zuzuteilen.
Die Technik hat sich in den letzten Jahrhunderten rasant weiterentwickelt, nur der Verstand mancher Menschen ist dabei leider auf der Strecke geblieben. Während ihre geliebten Autos nun fliegen, hat sich der Rassismus nicht unterkriegen lassen.
Alleine die Tatsache, dass ich mir zahlreiche Stellen markiert habe und beim erneuten Lesen wieder völlig in die Thematik gerissen werde zeigt, wie emotional, wie authentisch, wie aufregend diese Geschichte ist. Ich möchte gar nicht zu viel über die Protagonistin, die keinen Namen trug, verraten, ebenfalls nicht zu viel über den Inhalt. Die Entwicklung hielt einige Überraschungen bereit, positiv, wie negativ. Es gab schockierende Situationen, die ein beklemmendes Gefühl in mir auslösten. Es gab positive Momente, die einen kleinen Hoffnungsschimmer boten. Und es gab ein paar Besonderheiten auf der Beziehungsebene, die mich zu Tränen gerührt haben. Denn nicht nur die Omegas waren die Sklaven dieser Gesellschaft. Hier wurde die Intransparenz, die korrupten Machenschaften und die skurrilen Vorgaben immer wieder deutlich, sodass nicht nur unsere Protagonistin rebellierte. Oder zumindest den Versuch unternahm, waren ihr die meiste Zeit die Hände gebunden – im übertragenen Sinne. Alle Charaktere wurden hervorragend gezeichnet, Gut und Böse war nicht immer erkennbar und jeder trug seine Geheimnisse mit sich, manchmal bis ins Grab.
Warum ist mir so viel untersagt, nur weil ich in diesem und keinem anderen Körper geboren bin? Warum bekomme ich nie die Chance, mich so zu zeigen, wie ich wirklich bin?
Zahlreiche Emotionen wurden in mir hervorgerufen, allen voran Wut. Eine tiefe Wut, gepaart mit Fassungslosigkeit, die die Hilflosigkeit, das Leid und all den Schmerz der Protagonistin und anderer Betroffenen widerspiegelte. Die Schicksalsschläge und die Grausamkeiten, aber auch die kleinen hoffnungsvollen Momente rührten mich zu Tränen. Ich kämpfte innerlich mit der Omega mit, ich hoffte mit ihr, sorgte mich mit ihr, fürchtete mich mit ihr. Die Hilflosigkeit war spürbar und ich wäre am liebsten in die Geschichte gekrochen, um an ihrer Seite zu stehen. Selten habe ich so eine mutige Heldin erlebt, deren Glauben an Veränderung und eine angenehmere Zukunft unerschütterlich war und die gleichzeitig alles andere als beneidenswert war – im Vergleich mit anderen Heldenfiguren aus dystopischen Büchern und Filmen.
Sie rechtfertigen ihr Handeln mit all diesem Blödsinn und verankern ihn in jeder kommenden Generation.
Ein paar Charaktere und ihre Gedanken & Äußerungen zeigten, dass sie in ihrer eigentlich privilegierten Situation durch äußere Einflüsse und innere Angst vor eventuellen Konsequenzen immer wieder in Gewissenskonflikte geraten sind – zeige ich mich loyal meinem Volk gegenüber? Oder folge ich meinem Herzen? Denn tief im Inneren wussten sie, was richtig ist. Sie wussten aber auch, was auf ihre daraus resultierenden Handlungen folgen wird. Ein surrendes Gefühl der Angst, der Gewissheit, dass etwas passieren wird, begleitete die Charaktere in den Situationen. Je weiter die Handlung voran schritt, desto lauter wurde es. Je weiter die Rebellion durchsickerte, desto spannungsgeladener wurde es.
Sie ignorieren, dass sie auch nur Sklaven in diesem Spiel sind. Während sie auf die bunten Bühnen ihrer angeblich heilen Welt sehen, verdrängen sie die Schatten hinter sich.
Das Ende konnte mich überzeugen und für ein gutes Gefühl sorgen, auch, wenn es wahrlich nicht nur positiv war. Und das starke Nachwort der Autorin hat mich sehr berührt. Ich weiß, dass es chronische Nachwortvermeiderer gibt, doch das solltet ihr hier auf jeden Fall ablegen und es euch durchlesen. Eigentlich möchte man danach in die Welt hinausschreien, wie schei*se Rassismus ist, wie wichtig Gleichberechtigung und Toleranz. Und wenn man schon mal dabei ist, kann man direkt noch auf dieses Buch aufmerksam machen.
Fazit
Mit Nation Alpha zeigt Christin Thomas auf, zu welchen (fiktiven) Grausamkeiten Menschen mit einer rechtsradikalen Ideologie in der Lage sein können und öffnet dem Leser auf eine schonungslos ehrliche und emotionale Weise die Augen. Ich kann die Geschichte dieser mutigen Heldin wirklich jedem empfehlen.
Kategorie: Liebling
Ich kann mit dieser Geschichte nicht die ganze Welt verändern, aber ich will zumindest damit einen Schritt in die richtige Richtung tun und hoffe, dass viele Leser mir folgen werden.
[Nachwort]
Übrigens verlose ich dieses und ein weiteres Buch aus dem Verlag in einer Buchvorstellung, die im Laufe des Tages online kommt. Nicht verpassen!
Weitere Meinungen
Die Handlung macht nachdenklich, drängt einen in eine unbequeme Situation und zeichnet ein düsteres, durchaus denkbares Gesellschaftsbild, aus dem man nur zu gerne ausbrechen möchte. – Moyas Buchgewimmel
Klappentext
Ich bin eine Omega. Wir werden als Sklaven für die Königsrasse der Alphas gezüchtet und haben keine Rechte, keinen Namen, kein Leben. Man behandelt uns nicht wie Menschen, sondern wie Ware. Nach dreihundertjährigem Martyrium wollen die Alphas uns auslöschen und durch Maschinen ersetzen. Meine Zeit ist abgelaufen, falls der verzweifelte Rettungsplan nicht gelingt. Doch wer würde darauf bauen, wenn die sogenannten Retter selbst Alphas sind? Kann ich ihnen vertrauen oder ist unser Untergang bereits besiegelt? [Quelle]
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Vielen Dank an Zeilengold Verlag für das Rezensionsexemplar*.
14 Antworten zu “Rezension | Christin Thomas – Nation Alpha”
[…] mich. Nicht ∗ Wonder Woman ∗ Scythe ∗ Die Stille meiner Worte ∗ Nation Alpha ∗ Paper Butterflies ∗ Children of Blood and Bone ∗ Der Tätowierer von Auschwitz ∗ Vom […]
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[…] jedem in die Hand drücken. Im „normalen“ Buchbereich kommt mir für die Kategorie Nation Alpha in den Sinn, das sich thematisch mit Rassismus beschäftigt und aufzeigt, zu welchen (fiktiven) […]
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Liebe Nicci,
ein wirklich großartiges Buch, dass mir ebenfalls sehr gefallen, mich sehr zum nachdenken angeregt hat und schlichtweg umgehauen hat! Ein Jahres- Highlight für mich, es ist echt mega schön!
<3
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Da hast du recht <3
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Hi Nicci,
eine sooo gute Rezension, du hast es perfekt auf den Punkt gebracht.
In dieser Gesellschaft gibt es keine Gewinner. Eine Gesellschaft, in der Mitgefühl und Menschlichkeit nichts wert ist, die jedem seinen Platz zuweist und seine Rolle.
Ich hab dich bei meiner Rezension verlinkt.
Gruß, Daniela
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Vielen lieben Dank <3
Deine Rezi schaue ich mir morgen an.
Liebe Grüße
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Liebe Nicci,
Eine wirklich fantastische Rezension, die sofort meine Neugier weckt!
Das Buch landet sofort auf der Wunschliste – ich bin schon sehr gespannt!
Liebste Grüße ❤ Jill
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Danke liebe Jill <3
Das freut mich sehr.
Wenn du magst kannst du noch bis zum 31. am Gewinnspiel teilnehmen :)
https://trallafittibooks.com/2018/05/19/buchvorstellung-neuzugaenge-zeilengold-verlag/
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[…] Nation Alpha, […]
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Eine ganz wunderbare Rezension und als extra Bonus habe ich mich auch noch selbst verlinkt entdeckt. Da kriege ich tausend Herzchenaugen. Vielen Dank!
Deine Rezension habe ich gleich auch mal unter meiner verlinkt, die ist dir einfach super gelungen.
Liebe Grüße,
Sam
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Hach danke <3
Na klar!
Und danke fürs Verlinken. Und für das Kompliment. :)
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[…] weitere sehr schöne Rezension zu dem Buch gibt es u. a. von Nicci bei Trallafittibooks. Nicci ist das Buch emotional sehr nahe gegangen und das merkt man ihrem Text auch richtig gut […]
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[…] Besonders gut hat mir gefallen, dass die Handlung durch den angenehmen Schreibstil super spannend rüber kam, sodass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Es gab zahlreiche sehr emotionale Momente und natürlich ein paar Verluste und Rückschläge – immerhin handelt es sich um ein dystopisches Buch, machen wir uns nichts vor. Die Autorin stellte die Gesellschaft, die Machthaber und die grausamen Handlungen, all den Schmerz und das ganze Leid schonungslos dar und sorgte dafür, dass ich mich nach kurzer Lesezeit auf die Seite der Protagonistin schlug und innerlich mit ihr mit kämpfte – für Toleranz, für Angehört werden, für Leben, für Freiheit. Interessant fand ich besonders das Nachwort, in dem Christin Thomas etwas über ihre Motivation, diese Geschichte, die ein Einzelband ist, zu verfassen, berichtete und mir dadurch das Buch noch näher brachte. Es konnte mich langfristig beeindrucken und ich kann es jedem ans Herz legen, der interessiert an spannenden Dystopien ist, aber auch an Themen wie Gleichberechtigung aller Menschen und dem Kampf für Gerechtigkeit. Meine ausführliche Rezension findet ihr HIER. […]
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könnte ein Buch für mich sein
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