Rezension: Maja Köllinger – Madness: Das Land der tickenden Herzen

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Maja Köllinger | Madness – Das Land der tickenden Herzen | Verlag: Drachenmond | 12.10.2017 | 312 Seiten | TB: 14,90€ / eBook: 4,99€ | Amazon**

Alice landet in einem Steampunk-Wunderland, wo die Bäume aus Kupfer bestehen, mit Blättern schwer wie Blei. Es schwirren Käfer mit Flügeln aus Glas umher und am Firmament drehen sich gigantische Zahnräder. Dort trifft sie auf bekannte Wunderland-Figuren, unter anderem auf Elric, dem Hutmacher, der sie ganz schön um den Verstand bringt, im wahrsten Sinne des Wortes…

Zu Beginn befand ich mich bei Alice Zuhause, die sich auf eine Party in einem Szene-Club vorbereitete. In dem ersten Kapitel wurde meiner Meinung nach schon ziemlich viel über die Vergangenheit der Protagonistin in Bezug auf die Beziehung zu ihren Eltern und ihre Eigenschaften dargelegt, was meine Neugier etwas einschränkte, ihre Person betreffend. Daraufhin wurde die bekannte Szene eingeleitet, in der Alice dem weißen Häschen ins Wunderland folgte, jedoch modern aufgemacht, was mir richtig gut gefallen hat.

Die Ankunft im Steampunk-Wunderland überwältigte mich, ich war hin und weg. Die Beschreibungen waren sehr bildhaft, was ich sehr angenehm fand, da diese Genreart neu für mich war. Es gab zahlreiche interessante Wesen und Tiere, allesamt besaßen etwas metallisches, kupferartiges, überall dampfte und klackerte es. Die Atmosphäre wurde hervorragend beschrieben, sie wirkte sehr düster, blutig und metallisch, den beschriebenen Geruch hatte ich in der Nase, die Bilder der Bäume und Wesen vor den Augen.

Später ging dies jedoch leider verloren. Die Liebesgeschichte entwickelte sich super flott, sodass ich zwischendurch das Gefühl hatte, dass etwas wichtiges an mir vorbeigegangen ist. Insgesamt empfand ich die Liebessache als sehr kitschig und überladen – Alice wurde dabei als kleines, hilfloses Mädchen beschrieben, das in Selbstmitleid vergeht und gerettet werden muss, was ich sehr schade fand, wirkte sie doch zu Beginn recht taff. Die kitschige Entwicklung sorgte bei mir für genervtes Augenrollen, es war für mich persönlich too much. Ich hätte mir wirklich gewünscht, dass weiterhin der Fokus auf dem coolen Wunderland und dessen Bewohner und Umgebung liegt. Die Thematik der tickenden Herzen und der Idee dahinter fand ich richtig interessant.

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Elric konnte ich wenig greifen, er war eher unnahbar, auch wenn er eine Entwicklung durchlebt hat. Die Herzkönigin, die natürlich eine wichtige Rolle spielte, hatte leider einen sehr kurzen Auftritt, der meiner Meinung nach nicht wirklich in Relation zu ihrem Einfluss stand. Ich hätte gerne mehr über sie erfahren. Der Grinser war, wie auch schon im Original, mein Highlight. Ich fand es gelungen, dass die Autorin seine verrückte, skurrile Art integrierte. Dennoch besaß er auch etwas loyales. Alice fand ich wie bereits angedeutet eher nervig und überdramatisierend, ich wurde leider nicht warm mit ihr.

Die emotionalen Aspekte wirkten durch den flotten Verlauf eher oberflächlich und nahmen die Freude am Erfahren der Charaktere. Ich hätte mir in vielen Situationen einen differenzierteren Ausbau gewünscht. Der Höhepunkt der Geschichte wurde leider relativ schnell abgehandelt. Den Epilog fand ich hingegen recht lang, das Ende war daraufhin eher offen, aber andererseits auch nicht.

Das Cover gefällt mir übrigens richtig gut, meiner Meinung nach passt es perfekt zur düsteren Atmosphäre und der Thematik der Geschichte. Schön finde ich außerdem die Kapitelgestaltungen und die einzelnen Illustrationen im Buch, die aber leider manchmal nicht zum Kapitel passten, sondern eher das danach oder davor betrafen. Was mich sehr gestört hat war die Tatsache, dass es doch noch einige Wortfehler gab, auch kam es zweimal vor, dass ganze Absätze doppelt hintereinander abgedruckt waren (was ich natürlich bereits an die Autorin weitergegeben habe). Das hat den Lesefluss natürlich gestört, weil ich durch die Dopplung zunächst verwirrt war.

Madness konnte mich leider nicht komplett für sich gewinnen. Die Parallelen zur Originalgeschichte und das Steampunkt-Wunderland haben mir wahnsinnig gut gefallen, dahingehend hätte ich mir einfach mehr gewünscht, ebenfalls einen differenzierteren Ausbau der Handlungen und Charaktere. Die Liebesgeschichte empfand ich als sehr flott und kitschig, ich kann mir aber vorstellen, dass es Leser gibt, die genau das mögen. Für mich ein Buch der Kategorie Zwischendurchlektüre.


Weitere Meinungen

„Ein wunderbarer Mix aus Fantasy, Steampunk und „Alice im Wunderland“, der einem eine neue, düstere Interpretation präsentiert. Liebe, Action und Humor wechseln sich gekonnt ab und die Spannung wird bis zum Ende mitgenommen.“ – Tiefseezeilen

„Ich wurde ins Wunderland entführt, überrascht und habe alt bekanntes neu kennengelernt. Die Geschichte ließ sich wundervoll lesen und war mehr als nur unterhaltsam.“ – Buchsammlerin

Blatt-Trenner

„Ich hätte wissen müssen, dass es keine gute Idee war, dem Kaninchen quer durch London zu folgen.
Doch wer hätte denn ahnen können, dass dieses seltsame flauschig weiße Ding mit der Taschenuhr mich hierher bringen würde? Ich meine, wo bin ich hier überhaupt?

Die Bäume bestehen aus Kupfer und ihre Blätter wiegen schwer wie Blei. Überall schwirren Käfer mit Flügeln aus Glas umher und am Firmament drehen sich gigantische Zahnräder, als würden sie allein diese Welt in Bewegung halten. Und dann … ist da noch Elric. Ein Junge, aus dem ich einfach nicht schlau werde und der so herz- und emotionslos scheint. Doch ich bin entschlossen, sein Geheimnis zu lüften, um zu erfahren, was der Grund für seine Gefühlskälte ist.
Oh, und falls ich es noch nicht erwähnt habe: Ich bin übrigens Alice. Und wie es scheint, bin ich im Wunderland gelandet… kennst du vielleicht den Weg hinaus?“ [Quelle]


Buch beim Drachenmond Verlag | Buch bei Amazon**

 

Vielen Dank an Maja Köllinger und den Drachenmond Verlag für das Rezensionsexemplar*.

15 Antworten zu “Rezension: Maja Köllinger – Madness: Das Land der tickenden Herzen”

  1. Huhu Nicci,

    ich war ja sehr gespannt auf deine Meinung, weil ich mir beim Buch noch so unsicher war und wir ja häufig den gleichen Geschmack haben, was Bücher angeht. Dann kommt es wohl wieder von der WuLi runter. Too many Books, too little Time.

    Liebst,
    Jule ♥

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  2. Guten morgen liebe Nicci,

    mal wieder eine tolle Rezension von dir. Mich hat das Buch ja bisher auch gereizt. Aber ehrlich gesagt schreckt mich die „weinerliche“ Protagonistin jetzt etwas ab. Gerade in dem Steampunk Setting würde ich mir dann doch eher eine Bad ass Prota wünschen. :)

    Liebste Grüße
    Sonja

    Gefällt 1 Person

  3. Liebe Nicci,

    eine wirklich tolle Rezension! Und deine Bilder haben es mir angetan – du solltest dich wirklich öfter zeigen ;)
    Schade, ich habe ja deine Leselaune ein wenig verfolgen können, und es ist immer ein wenig ärgerlich, wenn ein Buch so gut startet und später irgendwie das Potenzial verloren geht.
    Die Idee dahinter finde ich klingt nämlich wirklich interessant.

    Liebste Grüße <3 Jill

    Gefällt 1 Person

  4. Liebe Buchnachbarin,
    mir gefällt deine neue Art, wie du deine Rezensionen gestaltest. Das habe ich im letzten Kommentar vergessen zu erwähnen, hehe.

    Deine Rezension hat mir richtig gut gefallen. Ich habe ein genaues Bild vor Augen, wie der Roman aufgebaut ist, ohne zu viele Informationen zu erfahren. Ich kann mir vorstellen, dass die Geschichte vor allem durch die kitschige Art vermutlich sehr stark junge Leser ansprechen wird. Schade, dass Alice ein eher schwacher Charakter ist. Gerade durch Sarah J. Maas bin ich mittlerweile von taffen Protagonistinnen verwöhnt und kann mir nicht vorstellen, dass ich mir noch einmal ein weinerliches Elend antun könnte.

    Schön, dass es zwischendurch dennoch ein paar Lichte Momente, gerade durch die Katze, hehe, für dich gab. Das Cover finde ich auch grandios.

    Alles Liebe,
    deine Buchnachbarin

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    • Liebe Buchnachbarin,
      ich danke dir vielmals! <3 Das freut mich sehr. Irgendwie entwickelt man sich ja immer weiter, egal wie lange man schon bloggt.

      Danke für das Kompliment!
      Ja, ich kann mit so Jammermädels auch nicht mehr gut umgehen :-D es sei denn es ist WIRKLICH angebracht. Aber da hätte sie ruhig mal etwas Stärke zeigen können. Und weniger "bitte beschütz mich, mein holder Retter".

      Ja, das war quasi die Rettung vor dem Fehlgriff :-D

      <3

      Gefällt 1 Person

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