Rezension: Ava Reed – Die Stille meiner Worte

Herzzerreißend, kraftvoll und voller Hoffnung.

Ava Reed | Die Stille meiner Worte | Verlag: Ueberreuter | empfohlen ab: 12 Jahren | 09.03.2018 | 320 Seiten | HC: 16,95€ / eBook: 14,99€ | Amazon**

Hannah hat ihre Worte verloren. In der Nacht, als ihre Zwillingsschwester Izzy ums Leben kam. Wer soll nun ihre Gedanken weiterdenken, ihre Sätze beenden und ihr Lachen vervollständigen? Niemand kann das. Egal, was Hannahs Eltern versuchen, sie schweigt.
Um Izzy nicht loslassen zu müssen, schreibt sie ihr Briefe. Schreibt und verbrennt sie. Immer wieder.
Hannah kann der Stille ihrer Worte nicht entkommen. Bis sie Levi trifft, der mit aller Macht versucht herauszufinden, wer sie wirklich ist … [Quelle]


Ich hatte die große Ehre, Die Stille meiner Worte testlesen zu dürfen und stehe sogar vorne in der Widmung sowie hinten in der Danksagung namentlich drin, was mich unendlich gefreut hat. Es ist immer ein wahnsinnig schöner und spannender Prozess, aktiv dabei zu sein, wenn eine neue Geschichte entsteht, letztendlich zu einem fertigen Buch und dann mit freudiger Aufregung veröffentlicht wird.

Ende Oktober schickte ich Ava Reed also meine Gedanken zu ihrer neuen Geschichte, die ich zu dem Zeitpunkt testgelesen hatte. Und heute habe ich sie noch einmal gelesen, in einem Rutsch, eigentlich versehentlich. Der Plan war, mich auf die Suche nach Zitaten zu machen, die ich euch nennen kann, um euch einen Eindruck von dem emotionalen, bildhaften, nahezu poetischen Schreibstil zu bieten. Und dann las ich Kapitel für Kapitel erneut. Und am Ende weinte ich, schon wieder. Innerhalb der letzten 8 Kapitel kamen mir immer wieder die Tränen.

Sind sie einmal gesprochen, hallen sie nach und verklingen nie, denn Worte sind Kinder der Ewigkeit.
(Die Stille meiner Worte, S. 13)

Hannah verlor ihre Stimme nach einem tragischen Unglück, das ihr und ihrer Zwillingsschwester Izzy Zuhause passierte. Dieser Unfall raubte ihr die Worte und damit die Möglichkeit, sich auf normale Art und Weise mitzuteilen, was die Wege der Kommunikation mit ihren Eltern immens einschränkte und dazu führte, dass sie nach einem rebellischen Akt fortgeschickt wurde, in eine Einrichtung, die ihr zurück ins Leben helfen sollte. In einem Camp lernte sie daraufhin neue Menschen kennen. Jugendliche, die allesamt ebenfalls ein riesiges Päckchen zu tragen hatten.

Levi, ein Junge, der schon seit Jahren Teil dieses Camps und der Einrichtung Sankt Anna ist, weil ihm schon sehr früh innerhalb der Familie schlimme Dinge zugestoßen sind. Sarah, die ebenfalls Leid erfahren musste und nun große Angst vor der Dunkelheit hat. Lina, die als Mittel zum Zweck benutzt wurde. Und schnell merkte Hannah, dass sie nicht alleine auf der Welt ist. Dass es viele andere gibt, die Leid erfahren mussten und nun ebenfalls vor der Herausforderung stehen, zurück ins Leben zu finden. Und dann gab es da natürlich noch Mo – ein Kater, der eine ganz besondere Rolle in der Geschichte spielte und mich immer wieder zum Lachen bringen konnte. Oh, und nicht zu vergessen Ben, die starke, verständnisvolle Leitung von Sankt Anna. Ben stellte eine haltgebende Basis in der Geschichte dar und ich fand seinen Umgang mit den Kids großartig.

Distanz ist keine Garantie für Respekt, sagt Ben immer. Ihr würdet mich nicht automatisch mehr respektieren, wenn ich darauf bestehen würde, wieso sollte ich es also verlangen?
(Die Stille meiner Worte, S. 63/64)

Vor allem Levi hat es mir sehr angetan. Trotz der Tatsache, dass er ein eigenes Päckchen zu tragen hatte, das gefühlt die Größe eines Einfamilienhauses besaß, kümmerte er sich total selbstlos um Hannah. Er forderte nicht zu viel von ihr und nahm ihre Stille als etwas Normales an. Ich habe seine Kommunikation mit ihr sehr genossen, er besaß viel Empathie und Feingefühl, ohne aufdringlich zu sein, auch wenn er Hannah zwischendurch gereizt hat, was ich sehr passend und wichtig fand. Sie geriet immer mal wieder an ihre Grenzen. Angenehm fand ich, dass es zwischen den beiden nicht das typische Prickeln gab, was man aus manchen Jugendbüchern kennt, sondern dass die Beziehung zunächst eher auf einer verständnisvollen Freundschaft basierte, bei der beide Parteien durch traumatische Ereignisse gebrandmarkt waren und sich gegenseitig Halt gaben.

Besonders schön fand ich die Briefe an Izzy, die sich zwischen den Kapiteln befanden. Mal besaßen sie nur wenige Zeilen, mal füllten sie ganze Seiten. Doch egal ob kurz oder lang, sie trafen jedes Mal mitten ins Herz. An dieser Stelle möchte ich außerdem gerne die wunderschöne Covergestaltung von Alexander Kopainski loben. Es ist schlicht, aber gleichzeitig so aussagekräftig und vor allem passend. Interessant finde ich auch die Musikliste, die sich vorne im Buch befindet und laut Ava Reed am besten vor dem Lesen durch gehört werden sollte.

Auf der Handlungsebene ist die Geschichte eher ruhig, es gibt wenig actiongeladene Szenen, die Spannung wurde eher durch die Gefühlsebene projiziert, und da so sehr, dass ich ständig Gänsehaut hatte, dass mein Herz laut und schnell klopfte und dass mir die Tränen kamen. Besonders die letzten Kapitel besaßen so eine Kraft, so eine Wortgewalt und so viele Emotionen, dass ich nach dem Lesen – ja, auch nach dem zweiten Mal – erstmal „platt“ war. Ich habe mit Hannah mitgefühlt, mitgelacht, mitgelitten. Das Ende fand ich sehr angenehm, es war – wie man es vielleicht erwarten würde – überhaupt nicht kitschig, sondern passend und hoffnungsvoll. Ich konnte die Geschichte, Hannah, Levi, und die anderen, mit einem guten Gefühl gehen lassen.

Die Stille meiner Worte ist eine wahnsinnig emotionale, kraftvolle Geschichte, die Hoffnung gibt. Sie hat mich aufgewühlt, mich in den Arm genommen und mich mit einem wohligen Gefühl zurück gelassen. Eine Geschichte, die ich noch mehrfach lesen werde.

Kategorie: Liebling

Mein Lied für die Geschichte, weil es ebenfalls sehr kraftvoll ist:


Weitere Meinungen

Dieses Buch ist so wertvoll, so besonders, so einzigartig. – ivy.booknerd

Es steht für Akzeptanz, Hilfsbereitschaft und Liebe – Schwarzbuntgestreift

Aber vor allem ist es eine Hommage an das Leben, den Neuanfang und die Erkenntnis, dass sich das Leben lohnt, egal, wie schwer es manchmal ist. – Buchmagie

Eine Geschichte, die unglaublich wichtig ist und nicht nur für die angedachte Zielgruppe für Unterhaltung sorgt – Letterheart

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Klappentext

Hannah hat ihre Worte verloren. In der Nacht, als ihre Zwillingsschwester Izzy ums Leben kam. Wer soll nun ihre Gedanken weiterdenken, ihre Sätze beenden und ihr Lachen vervollständigen? Niemand kann das. Egal, was Hannahs Eltern versuchen, sie schweigt.
Um Izzy nicht loslassen zu müssen, schreibt sie ihr Briefe. Schreibt und verbrennt sie. Immer wieder.
Hannah kann der Stille ihrer Worte nicht entkommen. Bis sie Levi trifft, der mit aller Macht versucht herauszufinden, wer sie wirklich ist … [Quelle]


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Großen Dank an den Ueberreuter Verlag und Ava Reed für das Rezensionsexemplar*.

21 Antworten zu “Rezension: Ava Reed – Die Stille meiner Worte”

  1. Hallo, das klingt nach einem äußerst emotionsgeladenem Roman. Nach Menschen, die das Verständnis für eine verletzte und erkrankte Seele haben, eben weil ihre Seele ebenfalls verletzt ist. Ein schönes Thema! Mit schönen Zitaten :-)
    LG Christina

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  2. Liebe Nicci,

    so eine schöne Rezension <3 Es hat mich wieder daran erinnert, wie viel mich dieses Buch hat fühlen lassen – es ist einfach etwas ganz ganz Besonderes <3

    Liebste Grüße
    Ivy

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  3. Huhu Nicci,

    ich überlege ja schon eine Weile, ob ich dieses Buch wirklich lesen mag. Dank deiner Rezension konnte ich mir nun ein etwas besseres Bild von der Geschichte machen und eine Entscheidung fällen! :) Es klingt richtig schön, danke dir!

    Liebe Grüße
    Nicole

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