Self-Statements – warum ich nicht genießen kann.

Self-Statements dienen dazu, sich selbst besser kennenzulernen, einzelne Aspekte zu reflektieren, zu hinterfragen und dies dann mit der eigenen Community zu teilen. Dieses Mal geht es thematisch um meine größten Erfolge, um Genuss, die Faszination Wildnis & den Soundtrack für mein Leben. Als Abschluss erzähle ich euch, wofür ich dankbar bin.

Den originalen Beitrag mit allen Fragen von Passion of Arts findet ihr hier. Da ich nicht möchte, dass der Beitrag hinterher Kurzgeschichtenlänge besitzt, werde ich ein paar Fragen streichen.

Lesezeit:

9 Minuten

Kannst du allein sein?

Ja, sehr gut sogar. Ich konnte mich schon immer sehr gut alleine beschäftigen und fand es eher störend, wenn ich von (vielen) anderen Menschen umgeben war, was dann meist auch automatisch mit einer anderen Geräuschkulisse und vielen Reizen verbunden ist.

Ich bin leider sehr leicht ablenkbar und unterbreche dann meine eigene eigentliche Tätigkeit, um anderen zu antworten, oder zu schauen, was sie gerade so machen. Deshalb fand ich Gruppenarbeit auch nie hilfreich, ich arbeite & lerne lieber für mich alleine. Was ich dafür wiederum ganz hilfreich finde ist, dabei motivierende Streams oder Videos zu schauen oder (schweigend) mit jemandem im Discord zu sitzen und mich zwischendurch über meine Tätigkeit auszutauschen, egal ob bezogen auf Uni, Arbeit oder ein Hobby.

Und die meisten meiner Hobbys sind dafür gedacht, sie – zumindest überwiegend – alleine zu machen, wie lesen oder zocken. Natürlich verbringe ich sehr gerne Zeit mit meinem Partner, in der wir auch gemeinsam zocken oder Filme & Serien schauen. Wir sind aber beide Menschen, die sehr gerne für sich sind.

Was ist dein bisher größter Erfolg?

Was mein größter Erfolg ist, weiß ich gar nicht so genau, weil ich mir unsicher darüber bin, woran man dies festmachen würde. An einem tollen, finanziellen Gewinn? An einem Ziel, das man hatte? Für mich zählen die kleinen Erfolge, die zusammen zum großen Ganzen beitragen – beispielsweise mein Abitur, meine abgeschlossene Ausbildung als Erzieherin, mein Umzug nach Österreich, der Schritt zur Selbstständigkeit, den ich aktuell gehe.

Auch einzelne Tage können zu einem großen Erfolg dazu zählen. Für mich ist es ein Erfolg, wenn ich ein paar Punkte von meiner To Do Liste streichen konnte. Wenn ich einen Blogbeitrag fertiggestellt habe, der mich viel Zeit gekostet hat. Oder einen Artikel für ein Magazin, für den ich viel lesen & recherchieren musste. Oder ein neues YouTube-Video, an dessen Schnitt ich lange saß.

Kannst du genießen?

Ich glaube, das ist für mich schwer einzuschätzen, weil Genuss – zumindest wenn ich das richtig einordne – einen anderen Wert für mich hat. In meiner jahrelangen Arbeit in einer Psychiatrie wurde mir sehr oft nachgesagt, mich sehr ADHS-typisch zu verhalten. Natürlich kann man nicht unbedingt von einer „echten“ Diagnose sprechen, da ich keine speziellen Testungen gemacht habe, aber immerhin habe ich mit vielen verschiedenen Profis zusammengearbeitet (Psycholog*innen, Ärzt*innen).

Dementsprechend bin ich mir relativ sicher, dass ich Genuss anders erlebe. Für mich geht es eher um Dopamin-Mangel, den es „zu füllen“ gilt (denn es wird anscheinend viel zu schnell abgebaut). Und das passiert durch ein Belohnungssystem, wie beispielsweise Süßigkeiten, ein spannender Film, ein tolles Buch, ein Spiel, das mir Spaß macht, ein bestimmter Hyperfokus. Kurz: Dinge, die mich happy machen und für eine Dopaminausschüttung sorgen, was sich dann wie eine Belohnung anfühlt. Somit bringt es mir nichts, wenn ich mir sage, dass ich etwas jetzt mal so richtig genieße. Ein Schokoladenstück auf der Zunge zergehen lasse und es bewusst wahrnehme. Dadurch wäre ich wahrscheinlich eher genervt, weil es mir „nicht reicht“.

Stirbt jedes Lebewesen für sich allein?

Eine sehr interessante, gar philosophische Frage. Ich würde sagen was das physische betrifft, stirbt man auf jeden Fall alleine, denn wie soll das auch anders gehen. Der Körper ist mit sich selbst beschäftigt, es kann nicht durch andere abgenommen, übernommen, oder verändert werden – von Medikamenten, die aktiv eingreifen jetzt mal abgesehen.

Was den psychischen Prozess betrifft, oder auch den seelischen, würde ich sagen, dass niemand so richtig alleine stirbt. Gedanklich ist man sicherlich in dem Moment bei Menschen, die einem viel bedeuten, oder bedeutet haben. Vielleicht befindet sich sogar jemand vor Ort. Auch sind andere Menschen gedanklich bei einem – egal ob während dessen, oder nach dem Tod.

Was siehst du in der Wildnis?

Für mich ist die Wildnis etwas, was unberührt ist. Natur, in ihrer unberührten Form, ohne, dass der Mensch eingegriffen und etwas verändert oder sogar bebaut hat. Auch, wenn ich kein Mensch bin, der gerne draußen ist, durch Wälder spaziert oder gerne in Gewässern schwimmt, finde ich die Wildnis sehr faszinierend und irgendwie beruhigend.

Wenn ich verreise, unternehme ich hingegen wahnsinnig gerne Touren durch Gebiete, die unberührt sind. Dafür nehme ich sogar in Kauf, ein paar Stunden laufen zu müssen, da es dort keine befahrbaren Wege gibt, haha. Beispielsweise habe ich in der Dominikanischen Republik mal eine angeleitete Wanderung durch den Regenwald gemacht. Nach ein paar Stunden laufen und kraxeln wurden mir mit dem Anblick eines kleinen Wasserfalls belohnt.

Auch postapokalyptische Settings, in denen die Wildnis ihre Bereiche zurückerobert, Häuser überwuchert, durch Böden bricht, finde ich unglaublich schön und faszinierend. Ich könnte mir solche Orte stundenlang anschauen.

Bist du oberflächlich oder zählen für dich nur die inneren Werte?

Eine Frage, die ich nur sehr schwer beantworten kann, da es total darauf ankommt, worauf das bezogen ist. Wenn es etwas ist, wo das optische und der erste Blick entscheidend ist, beispielsweise Dekoration oder Möbel, dann bin ich oberflächlich. Ich möchte, dass die Sachen gut in unsere Wohnung passen und unserem Geschmack entsprechen.

Auch bei Büchern und/oder Filmen, Serien, Spielen gehe ich sehr nach dem ersten Eindruck und der Optik. Deshalb kaufe ich viele Bücher oft in erster Linie, weil mir die optische Gestaltung zusagt. Oder interessiere mich für Filme, deren Plakate mich catchen.

Was Menschen betrifft, bin ich – meiner Meinung nach – überhaupt nicht oberflächlich. Deshalb finde ich Datingplattformen wie Tinder auch wenig hilfreich. Mich beeindrucken Humor, Intellekt, Hobbys, eine feministische Einstellung – egal ob in einer Partnerschaft oder in einer Freundschaft. Natürlich kann man das alles in einem Gespräch herausfinden, aber in solchen Apps geht es nun mal überwiegend darum, wer einen auf den ersten Blick optisch anspricht. Wie beim Möbelkauf.

Das Leben ist eine endlose Party! Welche Musik spielt in deinem?

Weil ich mich mit der Musikrichtung am wohlsten fühle, sie immer hören kann und eigentlich immer passend & angenehm finde, würde ich mich für Punkrock entscheiden.

Hast du negative oder positive Gedanken, wenn du morgens* aufwachst?

Mein erster Gedanke ist eigentlich immer: Hunger! Und dann beschäftige ich mich erstmal mit allen möglichen Apps und gehe schon mal alle Benachrichtigungen durch, während ich langsam in den Tag starte. Ich glaube zuletzt hatte ich nach dem Aufwachen negative Gedanken, als wir noch eine Fernbeziehung hatten und die Abreise anstand.

Zusammenfassend würde ich sagen: Meine Gedanken nach dem Aufwachen sind überwiegend neutral. Hunger, erstmal Mails checken, ich muss aufs Klo, was steht heute eigentlich alles an. Das Übliche, was man so denkt, würde ich sagen. Schöne Dinge, auf die man sich freut. Weniger schöne Dinge, die man nun mal erledigen muss. Eine gute Mischung, meistens zumindest.

*bedeutet bei mir aber eher mittags, da ich überwiegend abends/nachts bis früh morgens arbeite, studiere und meinen Interessen nachkomme.

Wähle ein T-Shirt aus! Aber nur eines! Warum hast du gerade dieses genommen?

Ich entscheide mich für mein Call of Duty Shirt von Elbenwald, weil es unglaublich bequem ist und eines meiner Lieblingsspiele als Aufdruck hat.

Vollende den folgenden Satz: Träume sind…

wichtig, um etwas über sich selbst zu lernen und daran wachsen zu können. Für mich persönlich waren es meine Träume, die mich letztendlich dazu gebracht haben, einfach alles zu kündigen und neu anzufangen. Obwohl ich zu dem Zeitpunkt „schon“ 33 Jahre alt war. Aber was sagt das schon aus, letztendlich ist es nur ein Alter.

Ich glaube, wenn man sich mal bewusst macht, wovon man so träumt und was man sich so wünschen würde, wenn einzelne Aspekte keine Rolle spielen würden, findet man schnell heraus, was einem fehlt und was gerade nicht so zufriedenstellend läuft.

Natürlich können Träume auch Träume bleiben, nicht alles ist machbar, dafür sind wir viel zu sehr an gesellschaftliche und vor allem finanzielle Dinge gebunden. Als ich gekündigt habe, haben mir viele Menschen geschrieben, dass sie neidisch seien, sie würden auch gerne einen anderen Weg einschlagen, aber sie bräuchten den Job und das Geld. Und dass uns das so sehr einschränkt und in bestimmte Muster presst, finde ich super schade. Ich wäre immer noch für ein gewisses Grundeinkommen und glaube, dass Menschen dadurch grundsätzlich viel glücklicher und zufriedener wären, zumal man dann seinen Träumen nachkommen könnte. Ohne die Sorge zu haben, übermorgen auf der Straße zu sitzen.

Wofür bist du dankbar?

Als Überleitung und als Abschluss möchte ich anmerken, dass ich unfassbar dankbar dafür bin, dass ich diese Möglichkeit überhaupt hatte. Ich habe mein komplettes Erspartes genommen, gekündigt, ein (teures) Studium aufgenommen und eine Selbstständigkeit angemeldet. Irgendwann ist das Geld natürlich auch weg und deshalb bin ich erst recht froh, dass ich trotzdem nicht den Druck habe, wieder in meinem alten Job arbeiten zu müssen, sondern mich erstmal orientieren kann.

Ich bin dankbar für meinen Partner, der mich unterstützt, egal in welcher Form – und bei jeder neuen Idee, die ich so habe nicht genervt wegläuft, sondern mich bestärkt und dabei immer realistisch bleibt. Und ich bin dankbar für Freund*innen, die zu jeder Zeit hinter mir stehen, mich supporten, oder mir auch mal in den Arsch treten. Zudem bin ich sehr dankbar für alle, die mich mit kleinen Spenden unterstützen. ♡


Ich bin Nicci, studiere Kommunikationspsychologie und arbeite als journalistische Freelancerin. Wenn du meinen Content magst, kannst du mich gerne über Ko-fi unterstützen. Darüber freue ich mich sehr. Danke

meine anderen, kolumnenartigen
Texte findest du auf Patreon:

Mit einem Kauf über meine Amazon-Links unterstützt ihr mich, indem ich eine winzige Provision in Form von Amazonguthaben erhalte. Für euch entstehen natürlich keine Mehrkosten. Hier gibt es eine Übersicht über Artikel, die ich auf dem Blog oder auf Instagram empfohlen habe, egal ob Bücher, e-Books, Haushaltskram, Study Essentials: Shop my Stuff


ähnliche Beiträge

Eine Antwort zu “Self-Statements – warum ich nicht genießen kann.”

  1. Hallo liebe Nicci,

    dieses Mal hast Du Dir, aber wirklich wieder schwierige Fragen gestellt…

    negative oder positive Gedanken…Dein erster Gedanke „Hunger“ da musste ich echt schmunzeln…käme mir nie in den Sinn…grins…
    Ich sage meist noch 1 Minute und komme so einigermaßen weg vom Traum und hin zum Aufstehen….Vögel zwitschern….Rollos auf und ab ins Bad…

    Kannst du allein sein?……
    Nach der Trennung in früherer Zeit von einem/meinem/dem Freund war es am Anfang schwierig….zumindest hatte er 2 Katzen dagelassen und 1 mitgenommen, ging aber irgendwie/irgendwann….Liebeskummer plus Einsamkeit…lohnt sich nicht…
    Deshalb sind gute Freunde wichtig…am Ort ..am Telefon zum Reden.

    Ich glaube schon , dass ältere Leutchen/Ehepaare , da durchaus ein Problem bekommen könnten…..der Partner/in stirbt vielleicht…und man ist einfach alleine…deshalb immer ein/oder mehrere Hobby suchen/haben , die auch ohne den Partner/inn einem Spaß machen…

    Bei der Geburt ist Mama dabei, aber mit dem Tod kann man durchaus alleine sein…..schlimmes Beispiel aus meinem Bekanntenkreis….Mann ü50 alleine gestorben/plötzlich wahrscheinlich Herzprobleme und er konnte keine Hilfe mehr holen/ sich besorgen…hat einige Tage so in seiner Wohnung gelegen….kein schöner Anblick für seine Söhne…

    Deshalb lebe Dein Leben…..denn jeder hat nur das Eine!!!

    LG…Karin..

    Like

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..