Rezension: Hustle von Julia Bähr

Leonie merkt schnell, dass München viel zu teuer für ein normales Gehalt ist. Der Kapitalismus kickt rein, aber sie findet ein spezielles Geschäftsmodell und schließt sich einer kriminellen Frauenbande an.

Der Beitrag ist aufgrund von Links und Kaufempfehlungen als Werbung gekennzeichnet. Das Buch ist ein eBook-Rezensionsexemplar, das ich vom Verlag via NetGalley für eine ehrliche Rezension erhalten habe.

Als ich Hustle vom pola Verlag gesehen habe, hat mich das Cover direkt angesprochen. Ich liebe die Gestaltung. Und auch der Inhalt hat mich total neugierig gemacht. Eine Frau, die im Büro des Chefs randaliert, abhaut und ein Geschäftsmodell findet, bei dem sie sich für Racheaktionen bezahlen lässt? Hold my Heißgetränk.

Das ist der Inhalt: Nachdem Leonie das Büro ihres Chefs verwüstet und die Zeche geprellt hat, nimmt sie einen Job in München an. Dabei ist sie leider sehr eingeschränkt, denn dank ihres Chefs eilt ihr Ruf ihr voraus. Dann lernt sie jedoch Frauen kennen, deren Lebensstil und Finanzierungsmodelle … sagen wir mal interessant sind. Auch Leonie findet schnell eine Möglichkeit, an Kohle zu kommen.

Sie stößt auf ein Geschäftsmodell, das sie besonders reizt: das Geschäft mit der Rache. Leonie lässt sich für Racheaktionen bezahlen, primär von Menschen, denen gerade das Herz gebrochen wurde. Zunächst scheint das Ganze ein cleveres und fast befreiendes Konzept zu sein, doch irgendwann laufen die Dinge aus dem Ruder. Leonie beginnt, ihren Lebensstil und das Risiko, das sie dafür eingeht, zu hinterfragen.

Die Geschichte hat mich super unterhalten, aber auch nachdenklich gestimmt. Vor allem, wenn es um die Frage geht, wie Frauen im Kapitalismus (über)leben, welche Möglichkeiten sie wirklich haben, oder eben nicht. Ich habe mich aber auch gefragt, wie die Geschichte verlaufen wäre, wenn Leonie nicht weiß und privilegiert wäre. Der Aspekt wurde hier jedoch leider nicht benannt.

»Ich bin so gern Buchhändlerin. Das wollte ich immer sein. Ich kann’s mir nur nicht leisten.« »Niemand kann sich das leisten. Nicht hier.«

Julia Bähr, Hustle (Kindle-Positionen 2472-2473)

Neben all den ernsten Themen hatte ich aber auch richtig Spaß beim Lesen. Der Schreibstil ist angenehm, witzig und mitreißend. Ich musste oft lachen, habe aber genauso mit Leonie mitgefiebert, denn diese Racheaktionen sind alles andere als harmlos. Das Ende hat mich im positiven Sinne total überrascht.

Die Kritik am Kapitalismus hätte für meinen Geschmack noch etwas klarer herausgearbeitet werden können. Auch die Privilegiertheit von Leonie hätte gerne kurz angerissen werden können.

Was mir besonders gefallen hat, war die Dynamik zwischen den Frauen. Ich liebe Geschichten über Freundinnenschaften, über das, was sie gemeinsam schaffen können, über Vertrauen, Zusammenhalt und den Mut, das zu machen und sich das zu nehmen, worauf man Bock hat. Das ist leider weiterhin oft eher ein „männliches Ding“, das bei Frauen oftmals kritisiert wird, da es sich für sie „nicht gehört“.

»Reue«, sagte sie schließlich. »Ich glaub, ich kenn das Gefühl gar nicht.« »Das ist wie schlechtes Gewissen, aber katholischer«, sagte Kim.

Julia Bähr, Hustle (Kindle-Positionen 1436-1437)

Fazit: Hustle ist eine clevere und unterhaltsame Geschichte über Frauen im Kapitalismus, über Moral, Freundinnenschaft und die Frage, wie weit man gehen würde, um die eigene Freiheit zu sichern. Ich wollte nach dem Lesen kurz eine kriminelle Frauenbande gründen, bis mir einfiel, dass ich weder rennen noch lügen kann, also habe ich den Gedanken schnell wieder verworfen.

Bewertung: 5 von 5.

Hustle bei pola (Bastei Lübbe) | Hustle auf Amazon
Autor*in: Julia Bähr, Übersetzer*in: –
Seitenzahl: 321, Preis: 18,99 € (Ebook)

Inhalt zum Aufklappen

Wer sich an die Regeln hält, hat das Spiel nicht verstanden

Leonie handelt nach ihren eigenen Vorstellungen von Moral. Sie verwüstet das Büro ihres Chefs, sie prellt die Zeche, sie lügt im Bewerbungsgespräch – aber sie hat stets gute Gründe. Als ihr das Geld ausgeht, nimmt sie einen Job in München an. Doch die Stadt ist zu teuer für ein normales Gehalt. Als sie drei Frauen kennenlernt, die sich ihren Lifestyle mit zweifelhaften Methoden finanzieren, ist sie fasziniert. Schnell findet Leonie ihr eigenes Geschäftsfeld: Menschen mit frisch gebrochenem Herzen bezahlen sie für raffinierte Racheaktionen. Doch nach einer Weile kommen ihr Zweifel: Wie viel Geld braucht man wirklich für ein gutes Leben? Und wie viel Risiko ist sie bereit, dafür einzugehen?

Quelle: pola


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2 Antworten zu „Rezension: Hustle von Julia Bähr”.

  1. Karin

    Hallo Nicci,

    hm, diese Idee kommt mir bekannt vor

    ..aus dem Kinofilm “ Club der Teufelinnen“ von 1996 mit der gerade leider verstorbenen Diane Keaton…..augenzwickern…

    Vielleicht auch für Dich anschauentswert..

    LG…Karin..

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    1. ah gute idee, den könnte ich mir echt mal anschauen :)

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Ich bin Nicci

nicci

Seit Oktober 2022 lebe ich in Kärnten (Österreich) und schreibe hier über alles, was mich beschäftigt und mir Spaß bereitet – etwa Bücher, verschiedene Videospiele, Filme und Serien. Ich liebe Horror, feministische Bücher, kleine Roboter und Kaffee.

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