Warum Vorsätze nicht mein Ding sind

Gesünder ernähren, mehr Sport treiben, weniger kaufen, mehr lesen, endlich mal wieder den Keller aufräumen, die Garage entrümpeln, Freunde*innen öfter treffen, weniger Zeit im Internet verbummeln, abnehmen, fitter werden, auf Zucker verzichten. Jeder kennt diese typischen Vorsätze, viele nehmen sie sich vor, kaum jemand hält sie lange durch. Mein Vorsatz? Keine Vorsätze haben. Bis auf einen ganz bestimmten..


Sicherlich hat sich jeder von uns schon mal etwas ganz bestimmtes vorgenommen, vor allem zum Jahreswechsel. Zeit für ein neues Jahr, Zeit für Veränderungen. Bei mir waren es oftmals Dinge wie mehr Sport zu machen und mich gesünder zu ernähren. Danach wollte ich mehr lesen, vor allem auf Englisch. Mehr Klassiker lesen. Mindestens 100 Bücher im Jahr. Jedes Buch direkt zu rezensieren. Was daraus geworden ist? Genau das Gegenteil. Ich habe viel Zeit im Fitnessstudio verbracht, versucht mich gesund zu ernähren. Irgendwann war ich es leid und ich wollte einfach das machen, essen, sein, worauf ich Lust habe. Man ist die letzten Monate des Jahres damit beschäftigt, zu überlegen, was man sich für das nächste Jahr vornimmt. Das geht dann manchmal ein paar Wochen gut, vielleicht sogar ein paar Monate. Doch dann scheitert man vielleicht. Und schon ist das Jahr fast rum und man ist im Gedankenstrudel gefangen. „Aber nächstes Jahr. Nächstes Jahr nehme ich endlich ab/lese ich mehr/treibe ich mehr Sport.“ Und letztendlich ist man 90% der Zeit damit beschäftigt darüber nachzudenken, was man verändern will, nicht aber damit, was einem davon irgendwie versehentlich gut getan hat – meist total unbewusst. Von den Dingen, die man stattdessen gemacht und erlebt hat.

Badewanne Netflix

Ich habe mir Leselisten erstellt, mir bestimmte Bücher vorgenommen sowie bestimmte Genres – und das anhand von Reading Challenges a la lies mindestens 1 englisches Buch, lies ein Buch, welches in Amerika spielt, ein Buch mit einer weiblichen Protagonistin, ein Buch mit einem grünen Cover usw. 100 Bücher habe ich in diesem Jahr nicht ansatzweise gelesen. Und Rezensionen gab es hier in der „gewöhnlichen“ Form schon lange nicht mehr, aus Gründen. Meiner Ansicht nach werden Rezensionen kaum noch gelesen, ich teile meine Meinungen zu bestimmten Büchern lieber auf Instagram, oder in Beiträgen auf dem Blog, in welchen ich Kurzrezensionen zusammenfasse oder ähnliches.

Vorsätze sorgen bei mir meistens dafür, dass ich genau diese Dinge erst recht nicht mache. Je mehr ich mich darauf fokussieren will, desto weniger Lust habe ich generell darauf. Und irgendwann blende ich das Thema komplett aus. Ich bin es leid. Funfact: ich hatte auf die Bücher, die in meiner Leseliste standen, hinterher immer am wenigsten Lust und habe nur Bücher gelesen, die nicht drauf standen – und davon richtig viele. Vor ein paar Monaten habe ich noch drauf los gelesen, auch gerne auf Englisch. Seit dem ich mir das fest vorgenommen habe habe ich wie viele englische Bücher gelesen? Genau, kein einziges. Vielleicht sollten meine Vorsätze also eher lauten: lies keine Bücher mit grünem Cover. Oder generell mit einem Cover. Lies einfach gar keine Bücher mehr. Lies vor allem nichts auf englisch. Lies keine Comics. Schreibe keine Rezensionen. Poste keine Kurzmeinungen. Geh nicht über Los. Aber Spaß bei Seite.

Zu Beginn habe ich erwähnt, dass ich einen einzigen ganz bestimmten Vorsatz habe. Ich möchte glücklich sein. Und somit alles mögliche tun, kaufen, essen, lesen, hören, gucken was dafür sorgt dass es mir gut geht, mir gut tut, unabhängig davon, wie viele Kalorien es hat, wie viel es kostet (insofern es im Budget liegt) und vor allem unabhängig davon, was ich eigentlich lieber tun könnte, um produktiv zu sein. Kennt ihr das? Ihr verbringt einen entspannten Tag auf der Couch, kommt endlich zur Ruhe, guckt vielleicht ein paar (viele) Folgen einer tollen Serie und denkt euch: Mist, wieder nichts geschafft. Dabei habt ihr aber durchaus etwas geschafft, denn ihr habt euch etwas gutes getan. Und was soll daran bitte schlecht oder falsch sein? In den letzten Wochen lese ich sehr oft davon, dass Menschen an ihr Limit kommen, sich nicht mehr aufraffen können, dauerhaft platt sind, kurz vor dem Burnout stehen – oder schon mittendrin. Auch ich habe Zeiten erlebt, die mich total gestresst haben. Und blöderweise denkt man in genau solchen Momenten an seine Vorsätze zurück, welche mich persönlich dann zusätzlich runterziehen. Natürlich gibt es immer Sachen, die man erledigen muss – sei es der Haushalt, Mails beantworten, Pakete verschicken, einkaufen gehen, etc. Dafür mache ich mir an manchen Tagen in der Woche To Do Listen die ich abarbeite. Zum Glück bin ich ehrgeizig und schaffe dann auch viel. Aber langfristige Vorsätze sind nicht meins.

„Ich kriege aktuell nichts gebacken. Und gelesen habe ich auch schon lange nicht mehr, dabei habe ich mir das fest vorgenommen“. Nichts von alledem steht auf dem Grabstein, egal ob ihr „zu viel“ gewogen habt (wer entscheidet überhaupt was zu viel ist), zu wenig gelesen habt, zu wenig gearbeitet habt, zu viel Schokolade gegessen habt. Ich streiche das „zu viel“ (bzw. zu wenig) aus meinem Wortschatz, denn letztendlich gibt es in den meisten Fällen kein zu viel. Wenn man auf die Frage „war das zu viel/zu wenig?“ keine passende, angemessene, logische Antwort gibt, liegt es häufig daran, dass es keine gibt. Für mich gibt es kein ich habe zu viel gezockt, zu wenig gelesen, zu viel gelesen, zu viel genascht, zu viel ungesunden Kram gegessen, zu viel geschlafen. Wenn es mir gut getan hat war es genau das richtige – zumindest in dem Moment. Und selbst wenn ich 5 Monate lang kein Buch lese, aber dafür coole Games gezockt oder tolle Serien & Filme geguckt habe – so what? Du hast Bock 8 Stunden am Stück zu spielen? Dich einen ganzen Tag in einem bestimmten Buch zu verlieren? Oder immer wieder in dem gleichen? Du willst dir eine Serienstaffel an einem Tag reinziehen? Du magst Kuchen zum Frühstück? Go for it.

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Mein Vorsatz ist, glücklich zu sein. Und das Drumherum ergibt sich dadurch ganz von allein. Kommt gut ins neue Jahr und lasst es euch verdammt noch mal gut gehen. Esst zu viel Schokolade, lest zu viele oder zu wenige Bücher, guckt zu viel Netflix, kauft zu viel Merch, besitzt zu viele Nerdklamotten, zockt zu viel, schlaft zu viel. So, wie es EUCH gut tut.

eure Nicci

19 Antworten zu “Warum Vorsätze nicht mein Ding sind”

  1. Hi Nicci,
    ein toller Post ♥ aus genau diesen Gründen hatte ich nie Vorsätze. Dieses Jahr habe ich zum ersten Mal welche, aber ich habe mir nur Ziele gesetzt, die ich sicher erreichen kann. Oder ich habe sie schwammig genug formuliert, dass ich denken kann, dass ich irgendetwas erreicht habe. Ansonsten stressen mich solche Sachen total und das muss echt nicht sein. Deinen Vorsatz glücklich zu sein, finde ich schön ♥ Ich hoffe, dass er wahr wird/bleibt und dir ein wunderbares Jahr ♥
    Liebste Grüße
    Kat

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    • ein jahr später finde ich endlich zeit & lust mich um meinen blog zu kümmern – shame on me.
      lieben dank <3 gerade zur aktuellen zeit ist es wahrscheinlich eh schwierig sich groß was vorzunehmen und iwie auch wichtiger, gesund und zufrieden zu sein.

      ein tolles neues jahr dir <3

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  2. Ein ganz, ganz toller Beitrag. Ich nehme mir auch schon lange keine Vorsätze mehr an Neujahr. Bei mir waren das auch früher immer die Standarddinger: Mehr Sport, weniger Schokolade, gesünder ernähren bla bla bla – eingehalten habe ich die nur für wenige Wochen, dann war es auch schon vorbei mit der Motivation. Deshalb lasse ich das mittlerweile. Ich setze mir meine Ziele eh übers Jahr, das sind dann aber Einzelziele, die ich auch wirklich erreichen kann. Zeit für mich selbst ist sowieso ein Vorsatz, der bei mir für das ganze Jahr gilt. Je älter man wird, umso mehr merkt man, wie wichtig es ist, dass man sich mal eine Pause gönnt, Zeit für sich nimmt und alleine den Dingen nachgeht, die einen glücklich machen. Bei mir sind das dann auch Serien, Filme, ein gutes Buch oder ich setze mich an den Blog.

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    • ein jahr später finde ich endlich zeit & lust mich um meinen blog zu kümmern – shame on me.
      lieben dank <3 sich um sich zu kümmern und sich zeit für sich zu nehmen finde ich auch sehr wichtig, gerade jetzt.

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  3. Liebe Nicci, ein wirklich toller Beitrag! Ich sehe es wie du, ich bin kein Fan von Neujahrsvorsätzen, einfach aus dem Grund, weil man sich ohnehin kaum daran hält. Ich habe das Gefühl, dass sie die Menschen viel zu sehr unter Druck setzen, als gut für sie ist, was wahnsinnig schade ist, immerhin möchte man mit den Vorsätzen ja etwas Gutes bewirken.

    Ich habe seit Jahren keine Vorsätze mehr. Ich habe Ziele, ja, aber die existieren schon länger und die meisten dieser Ziele werde ich bis zu einem bestimmten Datum eben gerade nicht erreicht haben.

    Einfach Glücklichsein finde ich allerdings ein sehr schöner Vorsatz, der Beste, um genau zu sein. Mir ging es das letzte Jahr nicht so gut, geht es auch jetzt immer noch nicht und manchmal fühlt sich das persönliche Glück in solchen Situationen einfach so weit weg an. Es ist wichtig, es festzuhalten und nicht mehr los zu lassen.

    Eigentlich startet mein Jahr nicht sonderlich gut. Eine gute Freundin meiner Familie, eigentlich eine der besten Freundinnen meiner Eltern, die ich kenne seit ich ein Baby war, liegt im Sterben. Seit zwei Jahren quält sie sich mit all diesen Krankheiten duchs Leben und irgendwie wird einem erst so richtig bewusst, wie wichtig es ist, glücklich zu sein, wenn man hautnah mit ansieht und mit erlebt, was für ein Arschloch das Leben manchmal sein kann und wie wertvoll die Zeit ist, die wir haben und vor allen Dingen, wie kurz das Leben ist. Deshalb sollten wir es auch mit solchen Dingen verbringen, die uns glücklich machen; mit Dingen, die uns gut tun.

    Ich wünsche dir von Herzen alles Gute für das neue Jahr! Auf das es ein großartiges Jahr für dich wird.

    Liebste Grüße
    Ivy

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    • ein jahr später finde ich endlich zeit & lust mich um meinen blog zu kümmern – shame on me.

      danke liebe ivy <3
      oh je, das tut mir sehr leid. aber das stimmt, genau in solchen zeiten merkt man, wie glücklich man sich schätzen kann, alleine wenn man gesund ist, einen job und eine wohnung hat.

      wünsche dir ein glückliches und vor allem gesundes neues jahr

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  4. Ich finde es auch wichtig, die Vorsätze oder Ziele realistisch zu definieren. Bei mir sind es eher persönliche Ziele. Also zb habe ich von der Uni aus eine schwierige Exkursion vor mir, also ist mein Ziel „Exkursion von der Uni schaffen“.
    Sicherlich habe ich auch einen Vorsatz wie „mehr lesen“…*schuldig* :D Allerdings weil ich bereits weiß, das es mir gut tun wird/würde. Ich habe dieses Jahr 16 Bücher Bücher gelesen, also ist das jetzt auch nicht unmöglich. Ansonsten gebe ich dir Recht, man neigt schnell dazu, zu viel auf einmal zu wollen und das kann dann nur nach hinten los gehen!

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  5. Glücklichsein ist ein super Vorsatz, auch wenn es kein Vorsatz ist. Deshalb macht man ja auch alles andere: sei es nun Lesen, Sport oder Schokolade. Toll auf den Punkt gebracht, danke dafür und dir ein famoses Jahr 2020 mit viel Glück! :)

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  6. Ein schöner Vorsatz :-) Eben, manchmak tut es einfach gut, nen Tag nur Filme zu schauen und dabei Schokolade zu essen. Auch solche Auszeiten braucht die Seele mal, wir sollten unser Leben nicht nur auf Produktivität ausrichten, nicht auch noch in der Freizeit.
    Ich habe übrigens auch nie Lust auf das, was auf ner Liste steht. Beim Sport ist es genauso. Ich nutze Fitnessplattformen. Da gibt es auch feste Pläne. Als ich die gemacht habe, hatte ich ständig ein Motivationstief. Seit ich jeden Tag schaue, was ich gerade mag und brauche, bin ich insgesamt viel aktiver. Beim Lesen ist es ähnlich, daher mache ich auch keine Challenges mehr.

    Hab einen schönen Jahreswechsel und ein glückliches neues Jahrzehnt :&(

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  7. Hallo liebe Nicci,

    jeder muss das mit sich selber ausmachen….wer „gute Vorsätze hat“ O.K. wer nicht ist auch O.K.

    Allen deshalb einen guten Start in das Neue Jahr.

    LG..Karin..

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  8. Sehr schöner Text. 👍🏻 Du sprichst mir aus der Seele. Sich was für das neue Jahr vornehmen habe ich schon längst aufgegeben. U.a. erspart es vielleicht einige Enttäuschungen. Und davon habe ich leider mehr als genug.

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