Rezension: Laura Kuhn – We could be heroes

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Laura Kuhn – We could be heroes | Carlsen* | Einzelband | 24.03.2017 | LGBT | 256 Seiten | TB 7,99€; eBook: 3,99€ | Amazon* | Buchhandel

Der Umzug aufs Land kommt für Lou gerade recht. Denn seit sie ihre beste Freundin geküsst hat und von ihr zurückgewiesen wurde, weiß Lou gar nicht mehr, was los ist. Doch dann trifft sie in ihrer neuen Schule die schöne und geheimnisvolle Elia und es ist, als hätte ein Blitz in ihrem Leben eingeschlagen. Lou fällt es nicht leicht, mit ihren Gefühlen umzugehen, doch sie will zu ihnen stehen – egal, was passiert. [Quelle]

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Um drei bin ich immer noch nicht eingeschlafen. Morgen werde ich aussehen wie ein Zombie mit Augenringen bis zum Kinn. Ob sie Zombies mag?
Schlaf jetzt Lou!
[We could be heroes, Laura Kuhn, S. 237]

Auf der Leipziger Buchmesse wedelte eine aufgeregte Alina [Alues Bücherparadies] plötzlich mit dem Buch vor meiner Nase herum, wodurch ich merkte, dass ich die Signierstunde von Laura Kuhn verpasst hatte. Zuhause angekommen habe ich das Buch somit direkt bestellt. Ich war neugierig auf die Geschichte eines Mädchens, das sich in ein Mädchen verliebt.

Der Schreibstil war sehr locker und jugendlich, was ich sehr angenehm fand. Dies sorgte dafür, dass ich das Büchlein in zwei Tagen verschlingen konnte. Ich hätte es auch an einem Tag geschafft, jedoch wurde mein Leseerlebnis durch lästige Dinge wie Arbeit und Müdigkeit unterbrochen.

Gut gefiel mir der Umgang von Lou mit ihrer Sexualität, nicht weil schon alles „in trockenen Tüchern“ war, sondern weil es authentisch dargestellt wurde. Lou entdeckt im Laufe der Geschichte, dass es okay ist, anders zu sein und dass sie nicht die einzige ist, die sich damit „herumschlagen“ muss – dass es eigentlich gar kein „Herumschlagen“ ist, sondern es durchaus den Fall gibt, dass es akzeptiert wird, oder sogar als normal empfunden wird, gar nicht ständig thematisiert werden muss.

Toll fand ich insbesondere ihre Großmutter, auch wenn ihr Auftreten in meinen Augen etwas kurios war. Sie wohnt in Griechenland, was Lou zwar wusste, aber scheinbar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Ich habe zwar keine Großeltern, aber ich würde behaupten, dass ich über deren Verbleib und die Umstände Bescheid wüsste. Lous Freundinnen, Tina und Bianka fand ich sehr sympathisch, sie hatten beide ebenfalls mit kleinen bis mittelschweren Krisen zu kämpfen, standen aber trotzdem jederzeit hinter Lou. Nathalie fand ich sehr authentisch, ebenfalls ihre Reaktion auf ein bestimmtes Ereignis. Elia war für mich ich zunächst wenig greifbar, zum Ende hin erfuhr ich etwas über ihren Hintergrund, was aber nicht großartig ausgebaut wurde. Auch hatte Elia durch Lous massive Schwärmerei wenig Ecken und Kanten, die ihr jedoch Authentizität verliehen hätten. Über den Vater hätte ich bezogen auf seine Entwicklung im Buch gerne noch mehr Details erfahren. Lous Lehrerin fand ich cool, ebenfalls ihre Einstellung zu Homosexualität, Outing und Co. Auch hier hätte ich gerne mehr darüber gelesen, als in der einen Szene. Gewünscht hätte ich mir beispielsweise ein persönliches Gespräch zwischen Lou und ihr, was ich an Lous Stelle sicherlich in Betracht gezogen hätte.

Leider wurden manche Situationen recht knapp abgehandelt, da hätte ich mir einen differenzierteren Ausbau gewünscht, wodurch Emotionen sicherlich stärker hätten projiziert werden können. Manche Gedankengänge von Lou fand ich wenig nachvollziehbar, fast schon naiv. Ein, zwei Mal sorgte dies dafür, dass ich mir vor die Stirn schlug und dachte „Mädchen, mach die Augen auf!“.

Das Ende überzeugte mich nicht ganz, es blieben viele Fragen offen.

We could be heroes war für mich ein netter Einblick in die Welt der LGBT-Romane, ich hätte mir jedoch ein paar Seiten mehr gewünscht, in denen manche Situationen hätten näher beschrieben und einzelne Charaktere weiter ausgebaut werden können. Für mich handelte es sich um eine nette Zwischendurchlektüre

Sie sieht mich und lächelt. Und ehrlich, es fühlt sich an, als würde ihr Lächeln durch die Luft auf mich zufliegen und sich wie Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht ausbreiten.
[We could be heroes, Laura Kuhn, S. 158]

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Quelle: Wikipedia

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27 Antworten zu “Rezension: Laura Kuhn – We could be heroes”

  1. Wunderschöne Bewertung. Mir ging es ja da ähnlich wie dir. An jeder Ecke fehlte etwas, aber an und für sich war es eine schöne Lektüre.

    Vielen Dank auch für deine Verlinkung. Ich habe deine gerade auch noch zu meinen Links hinzugefügt.

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    • Danke <3
      Ja, hatte deine Rezension gelesen als ich mit meiner fertig war und war etwas beruhigt, dass nicht nur ich es so sehe :) Aber Geschmäcker sind verschieden und das ist auch grundsätzlich gut so.

      Gerne! Und danke! <3

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      • Wenn ich fertig bin und dann immer andere Rezensionen suche, ich verlinken kann, bin ich auch immer froh jemanden zu finden, der ähnliche Ansichten hat. Dann fühlt man sich nicht ganz so arg kritisch, hihi.

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      • Ja, das stimmt :) Ich finde eine gute Balance zwischen kritisch sein und Spaß am Lesen haben immer angenehm. Ich muss und will nicht jeden Aspekt im Buch kritisieren. Vieles fällt mir erst gar nicht auf.

        PS. Ich finde die Art, wie du die Meinungen anderer Blogger verlinkst richtig super. Dürfte ich das auch so ähnlich handhaben, oder fändest du das doof? Ich will nichts nachmachen, aber neben dem reinen Blognamen sieht so n kleines Zitat toll aus und macht neugierig, sodass die Rezensionen vlt noch häufiger geklickt werden dann.

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      • Ich kann das leider nicht immer abstellen, selbst wenn ich es versuche. XD

        Ja, natürlich. Hab das ja nicht gepachtet und selbst irgendwann mal, allerdings noch anders, auf einem Blog gesehen. Weiß leider nicht mehr, auf welchem, war aber kein Buchblog.

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      • Das ist ja auch nicht schlimm, so lange es dir damit gut geht und du niemanden für seine Meinung zu zB. dem gleichen Buch verurteilst :)

        Okay, cool, ich danke dir <3 Ich wollte nicht einfach was nachmachen.

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  2. Guten Morgen Nicci,

    danke für die tolle Rezension. Das Buch hat mich neugierig gemacht, sodass ich gerne mal einen Blick reinwerfen würde. Ich finde es cool, dass das Thema gleichgeschlechtliche Liebe jetzt Einzug in deutsche Jugendbücher erhält. Ich denke, dass es wichtig ist, Kindern und Jugendlichen auf den Weg zu geben, dass jede Form von Liebe (ob gleichgeschlechtlich oder nicht), gut und normal ist (sofern alle Beteiligten einverstanden sind).

    Liebste Grüßlies
    Nina

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      • Hi Nicci,

        von „Der Mund voll ungesagter Dinge“ hab ich sehr gemischte Rezensionen gelesen. Jetzt bin ich doch ziemlich neugierig. Ich denke, dass ich mir das Buch mal ausleihen und reinlesen werde, wenn ich etwas mehr Luft und Zeit habe, um einem solchen Thema auch gerecht werden zu können.

        Liebe Grüße und danke für den Tipp
        Nina

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  3. Guten morgen liebe Nicci,

    ich musste so schmunzeln über „Ich hätte es auch an einem Tag geschafft, jedoch wurde mein Leseerlebnis durch lästige Dinge wie Arbeit und Müdigkeit unterbrochen.“ So geht es mir auch jedes Mal. Zumindest mit der Müdigkeit. Ich würde meine Tochter nicht als „Arbeit“ bezeichnen ;)

    Das Buch hatte ich bisher, ehrlich gesagt, überhaupt nicht auf dem Schirm. Deine Rezension gefällt mir aber so gut, dass ich es direkt mal auf meine Wunschliste gepackt habe.

    Ich wünsche dir einen tollen „Lese“Sonntag.

    Liebste Grüße
    Sonja <3

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  4. Hey Nicci,
    das Buch kling tatsächlich, wie etwas für Zwischendurch. Bereits an der Anzahl der Seiten hatte ich befürchtet, dass die Geschichte vielleicht etwas zu oberflächlich abgehandelt wurde. Es ist schade, dass da an gewissen Stellen nicht tiefer gearbeitet wurde, vor allem, wenn die Story sonst genug Potenzial gehabt hätte.
    Ich habe in dem Bereich noch nichts gelesen, freue mich allerdings mit Jill (Letterheart) „Den Mund voll ungesagter Dinge“ zu lesen und bin gespannt, wie dort alles umgesetzt wurde. Habe in der Hinsicht auch gemischte Meinungen gehört.

    Ich hoffe, dass du trotz Arbeit, an diesem Wochenende die Lesezeit noch etwas nutzen kannst!
    Alles Liebe,
    Sarah

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    • Hey!
      Ja, das fand ich auch sehr schade. Ich glaube, das hätte richtig richtig gut werden können.

      Den Mund voll ungesagter Dinge fand ich großartig. Es behandelt Homosexualität nichts als Tabuthema, sondern stellt einfach eine „normale“ Liebe zwischen zwei Mädchen dar und das fand ich sehr angenehm. <3

      Ja, ein bisschen Lesezeit bleibt mir zum Glück. Werde mich jetzt glaube ich endlich wieder nach Prythian begeben :) <3

      Liebe Grüße und ein schönes Wochenende dir!

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  5. Liebe Nicci,
    ich war ja sehr gespannt, was du zu dem Buch sagst, da es auch auf meiner Wunschliste steht. Nach deiner Rezension werde ich es aber glaube ich nicht in nächster Zeit lesen. Ich finde es immer schade, wenn man das Gefühl bekommt, die Geschichte wurde nicht richtig auserzählt.
    Liebe Grüße Michi

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