Rezension: Julia Engelmann – Jetzt, Baby

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Infos
Titel: Jetzt, Baby
Autor: Julia Engelmann
Seiten: 123
Preis: eBook: 5,99€, TB: 7,00€, Hörbuch: 9,99€
Verlag: Goldmann

Seit ihr Slam „One Day“ ein sensationeller Interneterfolg wurde, fängt Julia Engelmann wie keine andere das Lebensgefühl einer ganzen Generation ein. Ob auf der Bühne performt oder auf Papier gedruckt – ihre Texte sind mitreißend, ehrlich und berührend. So auch in ihrem neuen Buch: Mit ihrem einzigartigen Sound und ihrer besonderen Sprache schreibt sie darüber, wie wir unser Glück in die Hand nehmen, Träume wahr machen und uns dabei treu bleiben. Lass uns Glücksmomente feiern, im bunten Konfettiregen tanzen und das Leben leben – jetzt, Baby!

Nachdem ich Julia Engelmanns Hörbücher verschlungen habe wollte ich die dritte Ausgabe ihrer Texte gerne als geschriebenes Wort testen.
Und ich war schlussendlich sehr froh, dass ich sie diesmal als Büchlein vor mir hatte.

Meine Meinung

Zunächst möchte ich ein großes Lob für die optische Gestaltung aussprechen. Nicht nur das Umschlagdesign, sondern auch die niedlichen kleinen Illustrationen peppen die Texte auf und sind das Sahnehäubchen auf dem literarischen Kuchen.

Der Einstieg ins Buch war melancholisch und düster. Auch danach hatte ich das Gefühl, dass die folgenden Texte nicht unbedingt Hoffnung machen werden, sondern eher Besorgnis und zugleich Verständnis auslösen.
Doch der Charakter, die Farbe der Texte änderte sich zunehmend
Während „Höhenangst“ noch bedrückend klang, gab „Grapefruit“ Hoffnung.

„Ich wollte immer wie die anderen sein – nur dass das absolut nichts bringt
und dass das absolut nicht geht, weil es die anderen ja schon gibt.
Der Tag, an dem das klar war, war für mich der erste Neubeginn.
Heute kann ich sagen, dass ich meine beste Freundin bin.
[…]
Die Zeit vergeht zu schnell, um den Gedankenmonstern zu verfallen,
und was du denkst – ganz generell -, ja, das entscheidest immer du allein.“
(Grapefruit)

Darauffolgende Texte wirkten sogar unbeschwert. „Um drei am Eck“ sorgte dafür, dass ich am liebsten meine Sachen gepackt hätte und mitgefahren wäre. Er vermittelte Freundschaft & Abenteuer. Leichtigkeit. Mut.

„Das Leben ist ein D-Zug, lass mal lieber aussteigen,
Wenn wir hier nichts reißen, dann müssen wir halt ausreißen.
[…]
Und bitte ruft uns nicht an, denn wir haben keinen Empfang.
Wir sind nicht verloren, wir sind nur woanders.
Wir passen auf uns auf, also macht euch keine Sorgen.
Wir kommen ja wieder, nur vielleicht lieber morgen.“

Bei „Meine Stimme“, wo Julia Engelmann verdeutlichte, dass jeder seinen eigenen Beitrag für ein besseres Ganzes leisten kann, hatte ich dann kurzzeitig das Bedürfnis, das Fenster aufzureißen und die Botschaft herauszurufen:

„Wenn ein Korn zu Boden fällt, wird niemand es fallen hören.
Doch fallen viele simultan, wird der Lärm die Ruhe stören.“

Nachdenklich stimmte mich „Stressed Out“, wo die Gesellschaft und damit einhergehende Probleme und Gefahren dargestellt wurden. Die Autorin bediente sich bekannten Beispielen zu Themen wie Schnelllebigkeit, Gefallen-wollen, Streben nach Fitness, berufliche Anforderungen, Deadlines und Idealen. Ich fühlte mich manchmal ertappt, musste aber auch schmunzeln.
Ich nahm ihre Zeilen nicht allzu ernst, aber ich nahm sie wahr.
Und sie schafften es, mich dazu zu bringen, verschiedene Aspekte zu hinterfragen.
Die Texte sind kurzweilig, aber in ihrer Kürze tiefgründig.

„Wir sind verunsichert. Woran sollen wir glauben?
Wir haben wirklich viel. Außer allem, was wir brauchen.
Wir jagen falsche Ideale, und das ist unser Problem.
Wir haben falsche Werte, da geht es nicht um Gluten.“

Auch das kurze Outro beinhaltete eine schöne, hoffnungsvolle, mutmachende Botschaft, die ich potentiellen Lesern aber nicht vorweg nehmen möchte.

Ich werde Jetzt, Baby auf jeden Fall noch öfters in die Hand nehmen und darin stöbern.

Ein wirklich tolles, kleines Buch voller schöner poetischer Texte. Es ist ein Mix aus Melancholie, Trauer, Hoffnung und Freude. Julia Engelmann bedient sich einer metaphorischen Wortgewalt, die kurzweilig, aber trotzdem tiefgründig ist und zum Nachdenken & Träumen anregt.
Jetzt, Baby gehört für mich persönlich in die Kategorie: Buchtipp

Hier geht’s zum Buch.

Leseprobe (PDF)

Vielen Dank an Randomhouse & Goldmann für das Rezensionsexemplar!

15 Antworten zu “Rezension: Julia Engelmann – Jetzt, Baby”

  1. Huhu :D

    Mit deinen unzähligen Verlinkungen in deinen Beiträgen machst du es einem echt nicht leicht früh ins Bett zu kommen…

    „Nur mal eben kurz die Leselaunen lesen“ … Schwupps. Stunden später.

    Ich kannte Julia als Poetry Slammerin und hatte sie bereits live auf der Bühne gesehen, bevor dieser Hype um sie entstand. Das erste Buch hab ich dann gewonnen und bin da für mich zu dem Schluss gekommen, dass sie für mich nur als Live-Version funktioniert. Ich mochte ihre Art und Texte (kenne nur das erste Buch) sehr gerne, sie funktionierten für mich aber nur auf der Bühne. :) Das es mittlerweile bereits ein drittes Buch gibt ging völlig an mir vorüber… aber gerade gesehen, dass die Bibliothek die Hörbücher hat… vllt. versuche ich es einfach mal damit :D

    Finde das sehr spannend, dass es dir offensichtlich anders rum ergangen ist… :)

    Ich empfehle dir unbedingt ganz dringend mal einen Slam zu besuchen. Gibt es mittlerweile gefühlt in jeder Stadt und ist immer wieder überaus spannend!

    *wink*

    Svea

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    • Liebe Svea,
      wenn ich jetzt schreiben würde, dass mir das sehr leid tut, wäre das eine Lüge :-D
      Es freut mich wahnsinnig, dass du dich bei mir durchgeklickt hast!

      Also ich habe den Einstieg zu ihr ja über die Hörbücher gemacht (weiß gerade nicht ob das hier irgendwo steht, die Rezi ist recht alt) und fand das schöner, als die Bücher in Textform, auch wenn mir das dennoch gut gefallen hat. So kann man einzelne Zeilen zB auch mal in eine Karte schreiben oder so. :)

      Ich werde demnächst auf jeden Fall mal einen Slam besuchen. Oft scheitert es an meinem Spätdienst, weil die Dinger meistens in der Woche abends stattfinden. Aber irgendwann wird es klappen. :)

      Gefällt 1 Person

      • Ich habe mich beim Durchklicken dann tatsächlich bremsen müssen, weil es sonst schlaftechnisch echt übel geworden wäre…

        Ja, zum zitieren ist so nen Buch natürlich besser als die Hörbuchversion. :)

        Das mit den Slams ist schade. Wir haben hier in Essen halt auch viele die am Wochenende stattfinden. Sogar den größten NRWs und das völlig kostenlos!

        Ich drück dir die Daumen, dass du da bald mal einen Termin findest!

        Gefällt 1 Person

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